Kampfgeist erweckt alte Destillerie wieder zum Leben

„Freedom an‘ whisky gang thegither“ (Freiheit und Whisky stehen Seite an Seite) schrieb schon Robert Burns. Jetzt ruft ein Whiskyhersteller auf Islay zu einem modernen Kampf um die schottische „Whisky-Unabhängigkeit“ auf, indem er eine vor fast 80 Jahren geschlossene Destillerie wieder eröffnet.

Die Port Charlotte – Destillerie im Süden von Islay mußte 1929 wegen der Prohibition in den USA, die zum dramatischen Rückgang des Whiskyabsatzes in Schottland führte, schließen.

Um der derzeitigen Vorreiterstellug ausländischer Konzerne in der schottischen Whiskyindustrie entgegenzuwirken, haben die Führungskräfte der Bruichladdich-Destillerie beschlossen, die fast vergessene Destillerie am Südufer Islays wiederzubeleben.

Von den acht Destillerien auf Islay, weltberühmt für seine torfigen Whiskys, werden sieben von ausländischen Betreibern geleitet: Bowmore von Japanern, Ardbeg von Franzosen, Laphroaig von Amerikanern und Bunnahabhain von Trinidadern (die heißen, laut Wikipedia, so ;-)).

Bei Bruichladdich ist man der Überzeugung, daß die schottischen Destillerien sich wehren sollten. Ihrer Meinung nach ist die Industrie dabei, in die Hände weniger multinationaler Konzerne zu fallen und wird letztlich der Profitgier zum Opfer fallen.

„Die einzige schottische Destillerie hier (auf Islay) sind wir. Überhaupt gibt es nur noch sehr wenige echt schottische Destillerien im gesamten Land“ sagt Mark Reynier, Geschäftsführer von Bruichladdich, das selbst erst 2001 wiedereröffnet wurde.

„Wir haben (die) Unabhängigkeit, Auswahl und Qualität. Andere Destillerien vereinheitlichen jedoch das Produkt; wir haben die Freiheit, alles so zu machen, wie wir es für richtig halten, ohne Befehle eines Managers, der in Paris oder Tokio sitzt.“

Reynier beabsichtigt zudem, die Anlage in Port Charlotte zu einem Musterbeispiel für umweltfreundliche Destillation zu machen. Man hofft, durch die Verwendung von biologisch angebauter Gerste und Strom, der vom Meer gespeist wird, Arbeitsplätze für Inselbewohner zu schaffen, ohne der Umwelt zu schaden. Die Großeltern einiger Angestellter haben schon in der ersten Anlage von Port Charlotte gearbeitet.

Auch die Maschinerie der Anlage wird recycled; sie wurde im Jahre 2003, kurz vor dem Abriß, aus der Destillerie Inverleven geborgen, Schraube für Schraube von einer Gruppe Kleinbauern auf Islay abgebaut und per Schiff auf die Insel transportiert, wo sie seither gelagert wurde.

Die meisten Whiskys benötigen zehn Jahre zur Herstellung; dieser aber wird bereits nach acht Jahren die Regale füllen. Bruichladdich begann schon 2001 Port Charlotte Whisky, einen sehr torfigen Single Malt, in der Hauptdestillerie herzustellen.

Im letzten Monat ließ Diageo, der weltgrößte Getränkekonzern, verlauten, daß man eine neue Malt Whisky Destillerie in der Speyside eröffnen würde, um der verstärkten Nachfrage in Brasilien, Rußland, China und Mexiko Rechnung zu tragen.

Reynier dazu: „Diageo’s (Presse-)Mitteilung ist beängstigend, denn sie bedeutet eine Zentralisierung. Wir könnten demnach bald eine Mega-Destillerie haben, die den gesamten schottischen Whisky unter einem Dach produziert.“

Whiskyexperten begrüßten die Wiedereröffnung von Port Charlotte, die für Ende 2008 geplant ist, teilten aber die Bedenken Bruichladdichs in Sachen ausländischer Kartelle nicht.

Dominic Roscrow, Autor und ehemaliger Chefredakteur des Whisky Magazine sagte: “ Wenn überhaupt, dann tragen Firmen wie Diageo nur dazu bei, daß die Vielfältigkeit des Angebots gedeiht. Bruichladdich sieht sich gern als Einzelkämpfer; aber generell gibt es keine Feindseligkeiten zwischen kleinen Destillerien und internationalen Konzernen. Die großen Firmen haben der schottischen Whiskyindustrie mittels Investitionen sehr geholfen, als die Zeiten schlecht waren. Daher ist nun Platz für alle da.“

Auch die Scottish Whisky Association teilt Reyniers Bedenken nicht:
„Es gibt eine breite Palette Scotch Whisky-Firmen, große und kleinere, die in schottischem Besitz sind und teilweise seit über 100 Jahren bestehen,“ sagte ein Sprecher. „Internationales Interesse und Investitionen in Scotch Whisky gibt es schon sehr lange; beides ist ein hochwillkommenes Zeichen des Vertrauens in das steigende Wachstum des Exports schottischer Whiskys. Und das ist, in einer Branche, die 30 Flaschen pro Sekunde exportiert und in 200 Märkten bestehen muß, sehr wichtig.“

„Grundsätzlich gilt: Per Gesetz kann Scotch Whisky ausschließlich in Schottland hergestellt werden, egal, wem die Destillerie gehören mag.“

Ein Sprecher von Diageo sagte: “ Wir erhöhen die Produktion ohne die Branche kontrollieren oder zentralisieren zu wollen. Mit 27 Destillerien in einem großen (geographischen) Gebiet liegt uns die Vielfalt sehr am Herzen. Wir begrüßen die Wiedereröffnung von Port Charlotte. Jede verantwortungsvolle Investition in Whisky kommt sowohl der Branche als auch Schottlands Wirtschaft zugute.“

Annabel Meikle, Whiskytasterin der Scottish Malt Whisky Society, dazu: „Jede Wiedereröffnung einer stillgelegten Destillerie ist ein Grund zur Freude. Der Absatz von Single Malts steigt kontinuierlich, so daß eine zusätzliche Destillerie – besonders auf Islay – zu eröffnen, per se nur gut sein kann.“

Fighting spirit resurrects old distillery
EVA LANGLANDS

FREEDOM an‘ whisky gang thegither, wrote Robert Burns. Now a whisky distiller on Islay is declaring a modern-day fight for Scottish ‚whisky independence‘ by reopening a distillery that closed almost 80 years ago.

Port Charlotte distillery on the southern shores of Islay shut in 1929 due to Prohibition in the United States, which led to whisky sales plummeting in Scotland. […]

(Scotsman.com)