Vier Jahre alte Whiskies werden erwachsen

SchnullerTraditionalisten werden es eventuell nicht mögen, aber es gibt eine Fülle junger Whiskies.
Destillerien bringen eine Auswahl jugendlicher Malts auf den Markt, um eine jüngerer Generation von Whiskytrinkern anzusprechen.

Fortschritte bei der Technologie zur Herstellung von Whisky bedeuten, dass das weltberühmte Lebenswasser schneller reifen und früher verkauft werden kann.

Obwohl sich die Experten bis vor kurzem darüber einig waren, dass Malts, die weniger als 10 Jahre gereift waren, keine ausreichende Qualität hatten, bringen einige Destillerien jetzt Produkte auf den Markt, die gerade mal vier Jahre alt sind.

Die Ardbeg Destillerie auf Islay hat bereits tausende Flaschen ihrer Reihe „Very Young“ (sechs Jahre, £28), „Still Young“ (acht Jahre, £29.99) und „Almost There“ (neun Jahre, £29.99) verkauft, deren Namen gezielt jüngere Whiskytrinker ansprechen sollen. Doch einige Destillerien und unabhängige Abfülle wie beispielsweise Glen Garioch, bringen Varianten heraus, die weniger als GBP 20 kosten.

Die Scotch Malt Whisky Society, ihres Zeichens Hauptauthorität für Malts, war von einigen der Produkte so beeindruckt, dass sie ein spezielles Tasting für Mitglieder plant.

Marketing Manager Kai Ivalo dazu: „Mehrere Destillerien hatten damit schon großen Erfolg. Junge Whiskies sind vor allem wegen ihrer unglaublichen Lebendigkeit interessant. Sagt man zu jemandem an der Bar ‚Probier mal, der ist fünf Jahre alt‘ erntet man einen leicht zweifelnden Blick. Aber nach dem Probieren heißt es ‚Wow, wie interessant. Davon nehme ich gern noch mehr‘.“

Einer der Gründe für die neue Genration junger Whiskies sind die seit der verstärkten weltweiten Nachfrage nach Malt Whiskies Ende der 90er dank neuer Managements wiederauferstandenen Destillerien.

Die Isle of Arran Destillerie in Lochranza brachte ihre ersten Abfüllungen nach nur fünf Jahren auf den Markt.  Euan Mitchell, der Geschäftsführer, sagte  „Man war von der hohen Qualität sehr überrascht. Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, zu glauben, Malt Whisky müsse unbedingt 12 Jahre oder älter sein; aber gut gemachter Whisky, der in guten Fässern reifte, kann schon relativ früh sehr gut sein.“

„Nichts gegen alte Whiskies, aber jüngere haben eine schöne Frische, nicht zuviel Eichenaroma, das charakteristische Destilleriearomen verschleiern könnte – sie sind einfach gute, klare, frische Whiskies, deren Qualität viele überrascht.“

Für Isle of Arran als relative Neulinge, war es vor allem wichtig, ihre Produkte so schnell wie möglich auf den Markt zu bringen, um sich dort zu etablieren. „Aber wir sind nicht die einzigen,“ so Mitchell . „Andere Destillerien tun es uns gleich. Viele wurden in den 80ern und 90ern gleichsam „eingemottet“; nun sind sie von neuen Betreibern übernommen worden, die junge Abfüllungen auf den Markt bringen. Die Menschen kommen vom Getue um das Alter eines Whiskies langsam ab.“

„Die Verantwortlichen unseres Betriebs sind zu dem Schluß gekommen, dass der Whisky von so guter Qualität war, um ihn verkaufen zu können. Wäre das nicht der Fall gewesen, hätte unser guter Ruf erheblich darunter zu leiden gehabt.“
„Wir haben eine kleine Menge getorften Arran hergestellt und vier Jahre alte Fässer auf den markt gebracht, die gut aufgenommen wurden.“

Jackie Thomson, Pressesprecherin der Ardbeg Destillerie auf Islay, sagt: „Vor zehn Jahren wurden junge Whiskies nur im „stillen Kämmerlein“ getrunken. Wir haben beschlossen, junge Whiskies abzufüllen, um das weitverbreitete Vorurteil, Whisky sei erst ab einem gewissen Alter genießbar, zu entkräften.“

Thomson glaubt, die jungen Malts würden vor allem bei jüngeren Konsumenten auf Interesse stoßen.

„Jungen Nordeuropäern gefällt der Gedanke, etwas so Junges und doch Kraftvolles zu genießen“, sagt sie. Für die Hersteller sei es an der Zeit, neue Wege zu gehen, um neue Kunden zu gewinnen, fügte sie hinzu. „Innerhalb der letzten zehn Jahre wurden die Strategien dabei etwas ruppiger, was aber den Kunden zu gefallen scheint.“
Versuche mit kleineren Holzfässern, in denen der „spirit“ schneller reift, haben zur Qualitätsverbesserung bei jungen Malts geführt. Traditionell betrug die Zeitspanne, in der die Whiskies reifen, mindestens zehn Jahre. Dies aber führte zu höheren Kosten, zum einen durch langes Lagern und zum anderen durch den Verlust an Materie durch Verdunstung – den sogenannten „Angel’s Share“.

Zehn bis zwölf Jahre alte Malts werden normalerweise für £25 bis £35 pro Flasche verkauft; ältere erzielen dabei deutlich höhere Preise. Junge Malts sind der geringeren Produktionskosten wegen etwas billiger, wobei auch hier die ‚limited editions‘ teurer sind als andere, für den herkömmlichen Markt produzierte Malts.

Whiskyexperte  Keir Sword, Eigentümer von Royal Mile Whiskies, dazu: „Sie mögen etwas günstuger sein, aber bedenken Sie bitte, dass die Kosten nicht nur für den Flascheninhalt anfallen – der ist nämlich nur ein kleiner Teil davon.“

„Die Hauptsache ist doch, dass junge Malts – besonders die torfigen Sorten – immer besser werden.“

Die weltweit gestiegene Nachfrage für Malts, besonders in Fernost und Indien, wird zur Folge haben, dass die Destillerien um ihr gerecht zu werden gezwungen sein werden, immer jüngere Spirits auf den Markt zu bringen. Allein in China stieg der Whiskyabsatz in den letzten drei Jahren um unglaubliche 75%, in Indien immerhin um 36%.

(Scotsman.com)