Indische Whiskies – Eine diplomatische Herausforderung

(von Lars Göhler) Indien ist der größte Whiskyhersteller der Welt. Um der Milliarden-Bevölkerung den Whisky-Genuss besonders schmackhaft zu machen, hat man aussagekräftige Namen für die Alkoholsorten erfunden, die sehr eindeutig Auskunft über die Zielgruppe oder aber über die Resultate des Genusses geben. Häufig sind es mit Prestige behaftete Berufe und Ämter, nach denen die Whiskysorten benannt werden. Jeder Attaché wird sicherlich die gleichnamige Whiskysorte schon einmal ausprobiert haben. Genauso wird sich jedes Flottenoberhaupt mit Kennermine den einen oder anderen Schluck der Sorte „Admiral“ zugeführt haben (Auch karrierebewussten Kapitänen zu empfehlen!). Und freilich wird jeder Direktor sich zu geeigneter Zeit einmal mit „Director’s Special“ über die Mühsal des Berufes trösten. Es wird kolportiert, dass sich auch überarbeitete Bollywood-Regisseure an dieser Sorte versucht haben sollen. Selbst Diplomaten erfreuen sich einer eigenen Whiskysorte „Diplomat“.

Ein großes Rätsel haben uns die indischen Alkohol-Marketer allerdings mit der Sorte „Officer’s Choice“ aufgegeben, denn es ist nicht sicher, ob das Getränk für Offiziere oder für Beamte geschaffen wurde. Der Geschmack lässt eher den Offizier vermuten: Der kratzige Whisky fordert den ganzen Mann! – Aber warum sollte sich nicht auch der Beamte mal eine raue Abwechslung von seinem sonst so soften und monotonen Berufsalltag gönnen dürfen?

Wer keiner der genannten Berufsgruppen zugehörig ist, hat noch die Möglichkeit, sich auf die monarchistischen Vergangenheit Indiens zu besinnen. Er kann die ‚königliche Herausforderung‘, „Royal Challenge“ suchen. Vor zuviel Ehrgeiz sei hier allerdings gewarnt. Wer sich dieser Herausforderung in Form eines hochprozentigen Whiskies nicht gewachsen fühlt, sollte eher die gleichnamige Biersorte bevorzugen! – Ist es dem geneigten Genießer jedoch zu anstrengend, sich des Feierabends noch Herausforderungen stellen zu müssen, kann er sich als Royalist auch schlicht mit ‚königlichem Nebel‘ umhüllen. Die Sorte heißt „Royal Mist“ (Vorsicht, falsche Freunde!). Vom Geschmack her erträglich, aber wegen der einfallslosen Namensgebung abzulehnen sind der ‚Königliche Hirsch‘, „Royal Stag“ und noch langweiliger: die ‚Königliche Krone‘, „Royal Crown“. Dem Nicht-Royalisten, der die Sache lieber schnell und ohne Umschweife auf den Punkt bringen möchte, kann man hingegen eine Whiskysorte empfehlen, die, zumindest in der 0,7-Liter-Abfüllung, vollständig hält, was sie verspricht: Ihr Name ist „Knock Out“.

(travel-report.info)